Höhepunkte 2018

Vor 35000 Zuschauern

07.08.2018 | Berlin | EM

Amanal Petros erfüllte sich vor fast 35000 Zuschauern im Olympiastadion von Berlin seinen Traum der ersten Teilnahme an einer internationalen Meisterschaft in der Männer Hauptklasse. Die Wetterbedingungen luden die insgesamt 32 Starter nicht zum Langstreckenlaufen ein, bei Temperaturen jenseits der 30 Grad war es drückend heiß. Dennoch entwickelte sich, anfangs angetrieben von der Tempoarbeit des Türken Kaan Kigen Özbilen, ein richtig schnelles Rennen. Amanal lief engagiert in der Spitzengruppe mit und hielt sich stets an ungefähr 10. Stelle kräfteschonend in der Innenkurve auf. Nach der Hälfte formierte sich eine 13-köpfige Spitzengruppe, zu der er bis Kilometer acht Anschluss hielt. Er selber kommentierte seine Strategie im Nachhinein wie folgt: "Ich wollte etwas ausprobieren."

Leider ging der Plan nicht ganz auf. Die letzten fünf Runden musste Amanal dem hohen Tempo Tribut zollen, verlor noch einige Plätze, kämpfte sich aber als 16. ins Ziel. Die Uhr blieb für ihn bei 29:01 stehen. Dies ist immerhin seine bislang zweitbeste Zeit auf der Bahn - bei den laufwidrigen Witterungsbedingungen und nach dem hohen Anfangstempo eine beachtliche Leistung. Den Titel gewann der Franzose Morhad Amdouni (28:11), der sich im Spurt gegen Bashir Abdi (Belgien, 28:11) und Yemaneberhan Crippa (Italien, 28:12) - übrigens der letztjährige U23-Europameister über 5000m - durchsetzte. Der deutsche Meister über 10000m und 5000m, Sebastian Hendel, fand von Beginn an nicht richtig ins Rennen, ließ früh abreißen und finishte als 24. in 29:51. Auch Mitfavorit Richard Ringer, der die europäische Bestenliste anführte und im Mai diesen Jahres den Europacup in London über 10000m u.a. gegen Amdouni gewonnen hatte, schien mit den Bedingungen nicht klar zu kommen, verlor nach der Hälfte den Anschluss zur Spitze und stieg nach 6800m sichtbar enttäuscht aus.

Heimtrainer Thomas Heidbreder kommentierte Amanals Entscheidung, in der Spitzengruppe mitzugehen als mutig und richtig: "Sonst hätte er allein laufen müssen, was schwierig gewesen wäre." Mit der Platzierung im Mittelfeld war der Trainer zufrieden, sie entsprach den Erwartungen. In der Meldeliste war Amanal nur auf Platz 19 geführt worden. Dass sein Schützling als bester deutscher Langstreckler reüssierte, freute Thomas Heidbreder obendrein. Amanal selber genoß die Kulisse, lief winkend ins Ziel und war froh über sein gutes Ergebnis, auch wenn er sich ein wenig selbstkritisch äußerte: "Klar wollte ich unter die ersten Zehn laufen. Am Anfang hatte ich ein gutes Gefühl und konnte ja auch bis 8000 Meter durchziehen. Auf den letzten Kilometern war wirklich die Luft raus und es haben mir einfach die Körner gefehlt. Aber insgesamt bin ich zufrieden. Es war mein erster Wettkampf auf so einem Niveau und ich bin heil angekommen."

Results

Nominierung

05.07.2018 | Berlin/St. Moritz | DLV

Heute wurde Amanal offiziell vom DLV für die Europameisterschaft in Berlin über 10000m nominiert. Auch Sebastian Hendel und Richard Ringer (Foto re.) sind auf der Langdistanz gesetzt. Ringer als derzeit stärkster deutscher Langstreckler und Mitfavorit ist ebenso schon über 5000m nominiert worden. Die beiden weiteren Startplätze über 5000m werden bei der DM in Nürnberg am 21./22.07. vergeben. Amanal steht derzeit hinter Richard Ringer auf Platz zwei der deutschen Bestenliste und hat die Norm von 13:40 schon unterboten. Da bei der EM am Dienstag die 10000m entschieden werden und die 5000m erst vier Tage später am Samstag auf dem Programm stehen, ist ein Doppelstart machbar.

Aktuell hält sich Amanal im Höhentrainingslager in St. Moritz auf, ein alpiner Ferienort im schweizerischen Engadin. Aufgrund der positiven Erfahrungen im Frühjahr mit Höhentraining hat er das Lager auf fünf Wochen verlängert, um schon zur DM, aber vor allem zwei Wochen später in Berlin top in Form zu sein.

Udo Brandt-Hüdepohl, der derzeit bei Amanal ist, beschreibt die idealen Bedingungen: "Auf 1800m Höhe gelegen, umgeben von hohen Bergen bis 3000m, scheint in St. Moritz meist die Sonne bei angenehmen Temperaturen von 20-25 Grad Celsius. Ideale Laufstrecken rund um mehrere Seen und ein herrlich gelegenes Stadion lassen die Langstreckenherzen höher schlagen. Illustre Trainingspartner - nicht nur aus der BRD - erleichtern die umfangreichen Trainingsanforderungen. Amanal kann längere Dauerlauf- und Tempoeinheiten mit dem deutschen Marathonmeister Tom Gröschel absolvieren, schnelle, kurze Tempoläufe mit dem amtierenden 1500m- Junioreneuropameister Marius Probst und ganz ruhige Läufe auch schon mal mit Konstanze Klosterhalfen. Gute Kontakte pflegt Amanal auch zu befreundeten Läufern aus Belgien und der Schweiz. Neben dem Olympiastützpunkttrainer Tono Kirschbaum sind weitere DLV-Trainer vor Ort. Krafttraining, Spinning zum Ausgleich, Massagen und Erholungsbäder werden den Athleten ermöglicht."

Ab dem 10. Juli, wenn der DLV-Tross abreist, wird Heimtrainer Thomas Heidbreder dazustoßen und das weitere Training koordinieren. Thomas und Amanal fahren am 20.07. direkt von St. Moritz nach Nürnberg zu den Deutschen Meisterschaften. | schließen

Bericht

Berlin kann kommen

07.04.2018 | Braga | Trofeo Ibérico

Warum fährt man als Bielefelder bis ins ferne portugiesische Braga, um 10000m zu laufen? Weil der Zeitpunkt nach zwei Höhentrainingslagern passte, um die EM-Norm anzugreifen, und weil in Braga die portugiesischen und spanischen Meisterschaften stattfanden. Die iberischen Langstreckler sind die stärksten in Europa und das Rennen versprach ausreichend schnell zu werden. Nirgends in Deutschland gibt es solch hochkarätigen Bahnrennen und auch in Europa sind sie rar gesät. Die Alternative wäre Stanford in den USA gewesen.

Und die Hoffnungen wurden bestätigt, Amanal packte die EM-Norm im ersten Versuch. Das Rennen war flott, die Durchgangszeit bei 5000m lag bei 14:17, wie Trainer Thomas Heidbreder berichtete. Bei ca. 7000m übernahm Amanal die Führungsarbeit, lief die letzten 3000m in 8:28 und finishte als dritter, hinter dem EM-Dritten Antonia Abadia (28:17) und Fernando Carro (28:28). Die Zeit von 28:29,78 bedeutet persönliche Bestzeit, 46 Sekunden unter der alten, deutsche Jahresbestleistung und die Voraussetzung, vom 06. bis 12.08.2018 an der EM in Berlin teinehmen zu können.

Doch die Teilnahme ist keinsfalls sicher. Es gibt nur drei Startplätze pro Disziplin und Land und mit Richard Ringer (VfB LC Friedrichshafen), Arne Gabius (TherapieReha Bottwartal) und Homiyu Tesfaye (LG Eintracht Frankfurt) gibt es drei ernst zu nehmende Konkurrenten um die begehrten Plätze. Über 5000m gibt es indes eine zweite Option, noch eine Norm zu schaffen. Über diese Distanz ist die deutsche Konkurrenz allerdings ebenfalls stark einzustufen.

Hinweis: Die 10000m der Männer finden am Dienstag den 07.08. um 20:20 Uhr statt. Als Bielefelder ist trotz aller Ungewissheit nun die Zeit gekommen, Tickets zu buchen und die Reise zu planen. | schließen

Resultados

Home of Champions

04.01.2018 | Iten/Kenia | DLV-Trainingslager

Der Plan für das EM-Jahr ist es, die Qualifikation über 5000m oder 10000m zu schaffen, um in Berlin dabei zu sein. Das Ziel darf als ambitioniert bezeichnet werden. Amanal ist mit dem Jahreswechsel von der Juniorenklasse in die Hauptklasse gewechselt und in dieser weht international ein noch rauerer Wind. Die Normen sind in Reichweite, doch wenige Sekunden können im Hochleistungssport eine Unendlichkeit bedeuten.

Mit zwei Höhentrainingslagern zu Beginn des Jahres soll die Grundlage für die Saison und die ehrgeizigen Ziele geschaffen werden. Das erste vierwöchige Trainingslager fand schon im Januar statt und zwar in Iten in Kenia, in Läuferkreisen ehrfurchtvoll auch "Home of Champions genannt. Fast die gesamte deutsche Laufelite nahm unter der Leitung der Bundestrainer Wolfgang Heinig und Katrin Dörre-Heining teil. Amanal teilte sich im Kerio View Hotel ein Zimmer mit dem Wattenscheider Marathonmann Hendrik Pfeiffer und dem Rostocker Tom Gröschel.

Zu Beginn des Lagers machte Amanal eine neue Erfahrung, die Frauen überholten ihn, weil er noch nicht an die sauerstoffarme Luft der Höhe gewöhnt war. Das änderte sich schnell. Trotz zwei oder drei schlauchender Trainingseinheiten am Tag, genoß Amanal das sommerliche Wetter, die Landschaft und die kenianische Mentalität. In den zwei Wochen nach dem Trainingslager stehen zwei Formüberprüfungen über die für Amanal eher kurze Strecke von 3000m an, um Tempohärte zu gewinnen und Erfahrungen im Kampf Mann gegen Mann in der Enge der Halle zu sammeln. Zunächst wird er am 10.02. beim IFAM in Gent starten, dann am 17.02. findet die Hallen-DM in Dortmund statt. Im März geht es dann zusammen mit Heimtrainer Thomas Heidbreder ins zweite DLV-Trainingslager nach Falstaff in Arizona (USA). | schließen

Westfalen-Blatt 25.01.2018